Wie kommt ein Trafo von der Schiene auf die Straße?

Na ganz einfach, um es mal den Worten eines großen Autoteile Discounters zusagen: rein, rauf, runter, raus! Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber im Prinzip ist es durchaus zutreffend.

Aber der Reihe nach!

Der Trafo war für das Umspannwerk Linde der RWE (Rheinisch-Westfälische-Elektrizitätswerke) in Wuppertal bestimmt. Der Hersteller, die Firma Tech ELIN Trafo GmbH aus dem österreichischen Weiz, hatte diesen 360 to. schweren Trafo gebaut und versendet. Der ausführende Transportunternehmer war die 100%ige DB-Tochter Nuclear Cargo + Services GmbH aus Hanau. Der Transport dauerte auf Grund der Trassen belegung an den Werktagen, vier Wochen. Es kamen verschiedene Triebfahrzeuge (Tfz) auf der Schiene zum Einsatz. So konnte im Bereich Darmstadt die 185 034-3 gesichtet werden und im Zielbereich Wuppertal die 225 136. Der Zug bestand aus dem Tfz, einem Materialwagen, einem Lü-Begleitwagen und den Tragschnabelwagen (Uaai838). Bilder hiervon gibt es hier. Während des Transportes, der im übrigen ohne besondere Vorkommnisse verlief, werden so manche alltäglichen Dinge im Gleisbereich zum Hindernis. Beispielsweise müßen Signale abgebaut oder Warnbaken versetzt werden. Für kleinere Ungenauigkeiten im Lichtraumprofil des Uaai sind die Tragschabelwagen mit speziellen Einrichtungen ausgestattet die es dem Personal erlauben, die Ladung um gut einen halben Meter vertikal oder auch horizontal zu verschieben.

Nun gut. Am 04.05.2004 war es dann so weit, daß der Transport in Wuppertal, genauer gesagt im Güterbahnhof Wuppertal-Oberbarmen, ankam. Gegen 8 Uhr begann eine Spezialtruppe mit der Umladung auf ein Straßenfahrzeug, welches in diesem Fall aus zwei Scheuerle K 125/5 bestand. Diese Fahrzeuge waren speziell für diesen Transport mit den gleichen Aufnahmen versehen worden wie die der Tragschnabelwagen auf der Schiene. Motorisiert sind die beiden “Heuler” mit je einem 750 PS starken Panzermotor aus dem Leopard  1. Der Name Heuler kommt übrigens vom Fahrgeräusch. Sie werden Dieselhydraulisch angetrieben und erzeugen dabei ein heulendes Geräusch. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt übrigens nur 25 Km/h und läßt auf ein gewaltiges Drehmoment schließen. Die 1972 im Auftrag der DB gebauten Zugmaschinen besitzen jeweils 12 Achsen wovon die zwei Großen die Antriebsachsen sind. Jede der keinen Achsen hat acht Räder. Die Anzahl der Achsen und somit auch die Tragfähigkeit, läßt sich, dank modularer Bauweise, beliebig verändern.

So, nun aber genug der Theorie, hier kommen die anklickbaren Bilder:

Am Morgen des 4.5.04 stand der Trafo noch auf den Schienen. Das sollte sich bald ändern...

Zuerst wurden Stahlträger unter den Trafo auf die Schienen gelegt. Dann wurden hydraulisch betriebene Hebevorrichtungen aufgestellt und mit der Hydraulikpumpe, welche sich in einem Begleitfahrzeug befand, verbunden. Mit einem Stössel, der sich nach

 unten aus diesen Hebevorrichtungen heraus drückte, wurde der Trafo samt Tragschnäbel angehoben und somit aus den Kugelpfannen der Tragschnabelwagen heraus gehoben. Für die nächsten Zentimeter wurden nun weitere Kanthölzer untergeschoben.

Der erste von zwei “Heulern” stand “Gewehr bei Fuß” und sollte alsbald unter den Tragschnabel rangieren.

Mit einem Seil und einem der beiden Mercedes-Benz 3853 wurde der erste Tragschnabelwagen weggezogen.

Majestätisch ragt der Tragschnabel hervor

Es ist soweit, der erste setzt sich in Bewegung. Das was aus den beiden, etwa 20 cm dicken Auspuffrohren kam, erinnerte schon an die Ära der Dampfloks und in der rechten Bildhälfte erkennbar.

Was nun folgte war Milimeterarbeit. Die Zugmaschine mußte exakt unter den Tragschnabel rangiert werden. Am Tragschnabel ist sehr gut die Kugel erkennbar welche...

... passgenau in die Kugelpfanne eingeführt werden muß. Auf ihr lastet die Hälfte des Gewichtes. Die andere Hälfte dementsprechend auf der anderen Kugel am anderen Ende des Gefährtes.

Bergfest!

Die Hälfte ist geschafft. Der Heuler hob nun seine Hälfte des Gespannes an um die Hydrobolzen zu entlasten.

Nun folgte der zweite Teil. Der zweite Scheuerle rangiert gekonnt in wenigen Zügen unter den zweiten Tragschnabel. Diese Aufnahme entstand auf einem der Tragschnabelwagen. Im Vordergrund ist sehr gut die Kugelpfanne erkennbar, welche die gesamte Last zu tragen hat.

Passgenau wird die Kugel des Schnabels eingeführt.

Eine Übersicht der Gesamtsituation

Zum Schluß wird auch der zweite Teil der Fuhre, mittels Hydraulik, angehoben um die Hydraulikbolzen zu entfernen. danach wurden die Schläuche, Regelventile und die Stahlträger in den Begleitfahrzeugen verstaut und der ganze Schwertransport wieder mittels Hydraulik in die Waagerechte gebracht.

Geschafft! Der Trafo wurde erfolgreich von der Schiene auf die Straße verladen. In der kommenden Nacht wurde der nun 400 to. schwere Zug mit polizeilicher Begleitung durch Wuppertals Straßen zum endgültigen Bestimmungsort verbracht. Er wird nun dort für mindestens 30 Jahre etwa 10.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Statt jeglicher Beschreibung einfach: Das Tier!

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